So lautet die Überschrift zur Ausstellung des Friedensfestes 2012 in der toskanischen Säulenhalle des Zeughauses. Sie ist noch bis Ende August zu sehen. Nun ist ein Zeughaus ja nicht ein Haus für irgendein Zeug, sondern es war das Waffenlager für die militärische Verteidigung der Stadt. Und zwar nicht nur nach außen, sondern nach diversen sozialen Unruhen auch nach innen. Und nicht umsonst wurde das neue Zeughaus nach dem Schillingaufstand in die Nachbarschaft der reichen Fugger gebaut.
In der Ausstellung geht es um „Kunst für den Frieden – Positionen aus 6 Jahrzehnten“. Gezeigt wird ein Überblick über 60 Jahre Friedensbewegung in Deutschland (mehr West als Ost). Dies geschieht mit Drucken, Zeichnungen, Gemälden von Künstlern aus Augsburg und anderswo. Leider hängen die Werke der 50er Jahre-Ausstellung „Künstler gegen den Atomkrieg“ vom Eingang aus so dicht, dass sie den Betrachter zu überfordern drohen. Auch sind die einzelnen Bilder nicht beschriftet, weder Titel, noch Künstlernamen noch Jahreszahlen erleichtern das Verstehen. Es sei, denn man nimmt sich ein dicht beschriftetes Blatt und sucht darauf mühsam diese Angaben. Zu sehr eindrücklichen Bildern auf Brechts „Anachronistischen Zug“ hätte ein Abdruck des Gedichttexts oder dessen Rezitation die Wirkung gesteigert. Wer kennt schon diesen Text (auswendig)? Eine extra Abteilung zeigt Plakate Klaus Staecks, eine weitere Werbeplakate für die großen Raketenprotestdemos der 80er Jahre, Ansteckknöpfe und Autoaufkleber oder Zeitungsausschnitte aus der Süddeutschen. Ich sollte mal den Speicher aufräumen und auch eine Ausstellung machen. Mit afghanischen Teppichen, die als Ornamente Panzer, Raketen und Flugzeuge zeigen, kann ich allerdings nicht dienen.
Eine Installation mit Nachtsichtgeräten lässt die Schrecken des nuklearen Winters nach einem auch heute noch möglichen Atomkrieg annähernd empfinden. Eine Videoinstallation versetzt in die traumatischen Erlebnisse von US-Soldaten im Irak und einem drastischen Versuch deren posttraumatischer Belastung therapeutisch zu begegnen.
Zwei ausgestopfte Friedenstauben als Kampfhähne, ein aufregendes Motiv. Das aufregendste ist jedoch eine skulpturelle Collage, die John Heartfields Plakat „Niemals wieder“ von 1960 mit einer auf ein Bayonett gespießten Taube zitiert, und proportional vergrößert der riesenhaften Skulptur des Erzengels Michael über dem Eingang des Zeughauses auf das gen Himmel gerissene Schwert spießt.
Ein Wahnsinnsbild, das die kriegsfromme Emblematik der von Hans Reichle 1607 geschaffenen Michaelsgruppe, mit der blutigen Wirklichkeit und Wirksamkeit von Waffen und ihrer Anwendung konfrontiert. Brecht hätte seine Freude an der Verfremdung des links und rechts angeschriebenen Mottos: Pacis Firmamento – Belli Instrumento. Frei übersetzt: Zur Befestigung des Friedens braucht es die Waffen des Krieges. Michael besiegt und tötet den teuflischen Drachen, doch der trägt Menschenantlitz. Das bestreitet die Friedensbewegung seit mehr als 60 Jahren: dass Waffen zum Frieden beitragen, dass Feindbilder und Verteufelung nötig sind.
16. August 2012 von Wolfgang