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Wolfgangs Notizen

Von Theologen & Theolunken, Betschwestern, Winkelpredigern, Gartenbrüdern & Himmelsstürmern

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Friedenspanzer

Da steht er, massig massiv. Ohne Zweifel ein Panzer. Doch nichts zu sehen von der olivgrauen Stahloberfläche. Viele einzeln gestrickte Wollflächen, quiltartig aneinandergenäht, geben der Kampfmaschine ein kuschelig buntes Kleid. Einfarbige Stücke wechseln ab mit gemusterten und unten, wo sieben Räder die Ketten treiben, werden sie verdeckt von konzentrisch bunt gestrickten Wollkreisen. Einige der Strickstücke zeigen Motive: neben den erwartbaren Tauben – Friedenstauben, in den 1980ern auf jeder Demo zu sehen – das ebenso erwartbare Peace-Zeichen und niedliche Applikationen wie Bommel und Socken.

IMG_3305

Der Panzer steht vor dem Augsburger Textilmuseum als Teil der Ausstellung „Kunst-Stoff“. Sie setzt die Dauerausstellung zur Geschichte der verflossenen Augsburger Textilindustrie in Kontrast mit post-moderner Kunst. Am 8.5.2015, dem 70 Jahrestag des Kriegsendes, zog die Dresdener Künstlerin Barbara Niklas dem Panzer sein buntes Wollkleid über. Unter dem Motto „Auf ins Geflecht“ hatte sie schon 2013 in Dresden sechzig Leute an der Wollhülle für den Leopard 1 mitgestricken lassen, sieben Jahre die jüngste und 83 die älteste Strickerin. Der Panzer wurde vom Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden ausgeliehen. Der Leopard 1 war der erste nach dem 2. Weltkrieg produzierte deutsche Kampfpanzer. Von 1964-84 wurden 4744 Stück produziert. Weltweit verkaufte er sich gut. Erste Kampferfahrungen machte er 1994 durch das dänische Kontingent der UNPROFOR in Bosnien und 2006 durch kanadische Truppen in Afghanistan.

Nun steht er in der Friedensstadt Augsburg. Erst als ein etwa sechsjähriges Mädchen von seinen Eltern hinaufgehoben wird, traue ich mich raufzuklettern. Da ist der harte Stahl unter der Wolle zu spüren. Es ist nur eine Verkleidung. Das Kriegsgerät ist nicht verschwunden. Eine Granate könnte mühelos, die von einer Strickwerkblume auf Tennisballgröße verkleinerte Rohröffnung, verlassen. Es braucht mehr als Stricken, um Panzer und Kanonen unbrauchbar zu machen.

Auf der rechten Flanke sind schwarz auf grau zwei Köpfe mit Heiligenschein zu sehen. Maria und das Jesuskind. Ein Hinweis auf den, der, gerade geboren, schon von der gepanzerten Macht seiner Zeit mit dem Tod bedroht wurde, nur durch Flucht zu retten war. Ein Hinweis auf den, der seinen Feinden gewaltfrei entgegenging und bis heute aufruft Feinde zu lieben. Ein Hinweis auf den, der alle Völker einlädt in seine Nachfolge und heute schon Schwerter zu Pflugscharen und Panzer zu Mähdreschern zu machen und den Krieg nicht mehr zu lernen.IMG_3310

Inzwischen sind Schilder aufgestellt: „Das Betreten des Kunstwerks ist nicht gestattet. Eltern haften für ihre Kinder.“

Panzer und Ausstellung sind noch bis 29. 11.15 im Staatlichen Textil- und Industriemuseum (TIM) Augsburg zu sehen. http://www.timbayern.de/ausstellung/kunststoff/


22. August 2015 von Wolfgang

Geschrieben in Persönliche Notizen | 0 Kommentare

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