Friedensdenkmal
Gestern war ich nach dem Einführungsgottesdienst der neuen Pastorin der Mennonitegemeinde Weierhof noch auf dem dortigen Friedhof. Dort gibt es seit dem 12.11.17 ein Friedensdenkmal. Es besteht aus drei Grabsteinen, deren Inschriften schon arg verwittert waren. Sie sind um einen Baum gestellt und tragen auf Metallplatten neue Inschriften: Den Opfern aller Kriege – O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens – und ein längeres Zitat von Menno Simons, hier auf dem Foto zu sehen:
Ein Friedensdenkmal ist sicher eine gute Sache. Seit 72 Jahren leben wir ja nun in Frieden hierzulande. Zwar gab es einen „kalten Krieg“, mit der Androhung totaler Vernichtung von beiden Seiten – ein paar US-Atomwaffen liegen zur Sicherheit noch in deutschen Landen. Zuvor waren Mennoniten in zwei Weltkriege gezogen. Ein Kontext, den das neue Friedensdenkmal nicht reflektiert, der mit den Gedenktafeln an die Gefallenen der Weltkriege zuerst aus der Kirche in die kleine überdachte Friedhofsecke „die Lehr“ verdrängt und nun von dort ins Archiv ausgelagert wurde. Auf den Tafeln werden die Opfer genannt, zumindest soweit es junge Männer waren. Junge Männer, die von ihrer Gemeinde wohl wenig erfahren hatten von den christlich-pazifistischen Überzeugungen eines Menno Simons, die nun auf dem Friedensdenkmal zitiert werden. – 100 Jahre vor der Einweihung des Weierhöfer Friedensdenkmals starb das 22jährige Weierhöfer Gemeindeglied Ernst Wohlgemuth aus Albisheim im 1. Weltkrieg. Sein Name und seine Lebensdaten waren auf einer der Gefallenentafeln vermerkt. Ein konkretes Datum des Erinnerns, der Besinnung? Die Schatten der Gefallenentafeln sind noch zu sehen in „der Lehr“, dem ersten Versammlungshaus der Gemeinde aus dem 17. Jahrhundert. Was wurde und wird gelehrt in mennonitischer Gemeinde? Welche Lehren ziehen wir aus historischem Versagen? Wo drohen wir heute zu versagen?
Die Schatten der mennonitischen Geschichte sind im neuen Friedensdenkmal nicht zu sehen. Es mag schwierig sein, ein Denkmal zu gestalten, das diese Schatten integriert. Aber was bringt ein ahistorisches Erinnern „allen Opfern aller Kriege“?
5. Dezember 2017 von Wolfgang