Der heilige Nikolaus lebte in Myra,
heute Türkei.
Er setzte sich ein für Menschen in Not und für Gerechtigkeit.
So überschrieb ich vor Jahren ein Blatt, das wir Anfang Dezember beim türkischen Gemüsehändler in der Nachbarschaf auslegten. Er hatte einen „Nikolaus“ engagiert und wollte dafür Werbung machen, dass er am Nikolaustag kommen und die Kunden, vor allem die Kinder, beschenken würde. Das Blatt wies auf eine der vielen heutzutage wenig überlieferten Episoden aus der Nikolauslegende hin. Schade, dass dieser Heilige durch die kapitalistische und konsumistische Vereinnahmung fast völlig seine Konturen verloren hat. Hier der Text des damaligen Flugblattes, die Überlieferungslage ist allerdings noch etwas komplizierter als sich darauf darstellen ließ, so scheint die Nikolausfigur aus Verstücken mehrerer Heiliger zusammengesetzt zu sein.
Der heilige Nikolaus …
Geboren in Patra wurde Nikolaus um 300 Bischof von Myra, heute Demre, Türkei. Während einer Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen genommen und gefol-tert. 325 nahm er am 1. Konzil von Nicäa teil. 200 Jahre nach seinem Tod verbereite sich seine Verehrung von Griechenland aus. Der Name Nikolaus setzt sich aus zwei griechischen Worten zusammen: nicos: Sieg, laos: Volk, also Sieg des Volkes. – Verbreitete Legenden über Nikolaus erzählen: In einer verarmten Familie verhinderte er durch Geldgeschenke, die er heimlich durchs Fenster warf, dass der Vater seine drei Töchter an Männer verkaufte. – Bei einer Hungersnot in Myra erbat Nikolaus von jedem der für den Kaiser in Rom bestimmten Schiffe im Hafen 100 Maß Weizen und versicherte, dass durch sein Gebet nichts bei der Ablieferung fehlen werde. So wurde die Hungersnot abgewendet. – Dieser Tage, wo wir Nachrichten über Krieg und Geiselnahmen im Irak hören, ist eine Geschichte aktuell, die davon erzählt, wie Nikolaus sein eigenes Leben für andere einsetzt:
… und der ungerechte Stadthalter
Einst hatte der Stadthalter von Myra Bestechungsgelder angenommen und befohlen, drei Bürger der Stadt durch das Schwert töten zu lassen. Bischof Nikolaus wurde von einer Reise eilig zurückgerufen, um den ungerecht Verurteilten zu helfen. Doch diese waren bereits auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte. Schnell lief der Bischof hin. Der Scharfrichter hielt sein Schwert schon in der Hand. Nikolaus sprang zu ihm hinauf, entriss ihm das Schwert und schleuderte es weit fort. Ich bin bereit, an Stelle der Unschuldigen zu sterben, rief er. Keiner wagte es, ihm entgegen zu treten. Er befreite die Gefangenen und brachte sie in die Stadt zurück.
Nun eilte der Bischof zum Stadthalter und pochte an dessen Tor. Dieser kam heraus und begrüßte ihn mit einem Kniefall. Doch Nikolaus sagte wütend: „Obwohl du Unschuldige töten lässt, kommst du mir unter die Augen! Ich werde deine Verbrechen dem Kaiser melden!
Da flehte der Stadthalter den Bischof an: „Nicht ich bin schuldig, sondern meine Beamten, die eine falsche Anklage erhoben haben.“
Doch Nikolaus erwiderte: „Nichts davon! Zweihundert Goldpfund hast du angenommen, um dafür diese drei Männer gemein zu beseitigen. Und er brachte den Stadthalter dazu, seine Schuld einzugestehen und das Recht wiederherzustellen.“
6. Dezember 2017 von Wolfgang