Brecht-Festival
Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer
Nach einem Fragment von Bertolt Brecht
Premiere 23.2.18, Theater Augsburg 19.30-21.30
Das schönste war die Schlussszene, da hatten die Schauspieler sich Hasenköpfe aufgezogen. Einige hatten sogar Hasenfell an. Als sie die Köpfe abzogen, sah man erst dass es die Schauspieler waren. Auch der Fatzer, hatte sich als Hase verkledet.
Am Schluss gings auch noch gegen den Krieg der Nationen und es wurde zum Bürgerkrieg aufgerufen, gegen die Bürger halt. Weil, die sind nämlich das eigentliche Problem, der eigentliche Feind. Und es braucht den vollen Umsturz.
Ja, und Revolution stand die ganze Zeit in Riesenbuchstaben über die ganze Bühne weg geschrieben. Nur falsch rum, so dass mans nicht lesen konnte, da stand dann LOVE. Sie haben die Buchstaben dann mal so, mal so rum gedreht. Schließlich standen sie dann alle richtig rum, aber die Reihenfolge war immer noch falsch. Und es war dann auch nicht mehr spiegelverkehrt.
Vor der niedlichen Schlussszene mit den Hasen wurde viel geredet. Über Fleisch, was der Fatzer holen sollte und dann doch nicht holte.
Ganz am Anfang waren er und drei andere Soldaten von der Front weggelaufen und hatten sich alle bei dem einen in Mülheim an der Ruhr einquartiert. Da soll es sehr eng gewesen sein, was aber auf der Riesenbühne nicht rüberkam. Und dann wurden dieselben Worte immer wieder gesprochen. Mit Frauen war auch was. Der Mülheimer wollte nix mehr von seiner Frau, sie schon. Und der Fatzer auch.
Wenn das Stück nicht von Brecht wäre, hätte ich gedacht, es ist ein schlechtes Stück. Wenn’s im Fernsehen gewesen wäre, hätt ich bald weitergezappt.
Aber die Hasenszene war schön. Es ist ja bald Ostern. Und den Fatzer haben die drei anderen auch verraten, so wie es die Jünger mit Jesus gemacht haben, kurz vor Ostern. Deswegen wahrscheinlich die Hasenszene.
Gegen Ende hat der Fatzer noch schrecklich gesungen. Laut und punkig. Sonst kommen ja in manchen Brecht-Stücken viel mehr und viel bessere Lieder vor: Mackie Messer zum Beispiel.
Es ist halt ein Fragment, der Brecht hat’s nicht fertig gekriegt. Das merkt man schon.
Die Schauspieler waren schon gut, so viel Text lernen, ohne viel Handlung und episches Theater.
Als dann endlich Schluss war, haben die meisten geklatscht.
26. Februar 2018 von Wolfgang