„Nee, das kenne ich nicht“ – lautet die Antwort, als ich in der Bahnhofsbuchhandlung anrufe und nach dem Cherubinischen Wandersmann von Angelus Silesius frage. Ich will es am dritten Feiertag noch einem Freund zu Weihnachten schenken. Die Bahnhofsbuchhandlung hat als einzige geöffnet. „Das gibt es in verschiedenen Ausgaben bei Reclam usw. „Von wem war das nochmal?“ „Angelus Silesius.“ „Können Sie den Nachnamen mal buchstabieren?“ „Es – i – el – e – es – i – u – es.“ Ich höre, wie in den Rechner getippt wird. „Nee, das haben wir nicht, wir müssten es bestellen.“ „Nee, ich bräuchte es sofort.“ „Tut mir leid.“
Mir tut es auch leid, dass ich das Buch nicht kriegen kann. Und noch mehr, dass es Buchhändlerinnen gibt, die Angelus Silesius, bürgerlich Johannes Scheffler, nicht kennen.
Hier einige weihnachtliche Verse des Schlesischen Engels aus dem 4. Buch Geistreicher Sinn- und Schlußreime, Nr. 5 und das sehr bekannte Stück 61 aus Buch 1:
Von dem JEsus Kind an der Mutter Brüsten
Wie schlecht ist Gottes Sohn bewirthet auf dem Heu:
Man siehet nichts umb ihn als lauter Armuthey:
Er achtets aber nicht
und läst jhm wol genügen
Weil ER kan an der Brust der süssen Mutter liegen.
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Jn dir muß GOtt gebohren werden
Wird Christus tausendmahl zu Bethlehem gebohrn
Und nicht in dir; du bleibst noch Ewiglich verlohrn.
27. Dezember 2009 von Wolfgang