14 Uhr, Willy-Brandt-Platz, vor der City-Gallerie, gehts los mit der Demo gegen ACTA. Links die orangenen Piratenfahnen, rechts die Grünen Fahnen, eine von der Linken und von den Jusos ist auch dabei. Ich hab ja immer noch Skrupel, mit Piraten zu demonstrieren, wo doch unsere tapfere Bundesmarine am Horn von Afrika gegen die kämpft. Ich bin mehr als Beobachter dabei. Es sprechen ein Pirat und die Obergrüne aus Augsburg, Claudia Roth. Es ist echt kalt, aber die Stimmung ist gut. „Alle die mitdemonstrieren trinken keinen Alkohol.“ Die Ermahnung durchs Megaphon fruchtet nicht, immer bei Stops der Demo bleiben Bierflaschen liegen.
Eine interaktive Demo! „Alle, die gegen ACTA sind, hüpfen jetzt!“ Guter Rat aus dem Megaphon bei 10 Grad minus. „ACTA ad acta!“ Was ist denn das ACTA und was wollt ihr denn? fragen ratlose Passanten und erhalten geduldige Auskunft von Demonstranten, die bei ihnen stehen bleiben.
Wie gesagt, ich bin gegen Piraterie und meine auch, dass Filme und Musik bezahlt gehören, schließlich kosten Studios etc. auch ne Menge Geld. Aber einige Argumente gegen ACTA leuchten auch mir ein. Und die Demo ist gut! Es gibt, anders als bei vielen anderen Latschdemos hier und da Nester mit Sprechchören, am ausdauerndsten „ACTA Scheiße ACTA Scheiße ACTA Scheiße ACTA Scheiße ACTA Scheiße ACTA Scheiße ACTA Scheiße ACTA Scheiße ACTA Scheiße …“
Die Demo kommt den Milchberg rauf und macht Halt vor St. Ulrich & Afra, also vor meiner Haustür, ich hätte sie wohl auch gehört und gesehen, wenn ich nicht mitgegangen wäre. Vorbildlich die plakative Art des Fronttransparents, das dennoch zugleich Details mitteilt. Sage noch einer, Wahlplakate könnten nicht in formativ sein.
Etwas skeptisch stimmt mich immer noch, dass das Portrait des Terroristen Guy Fawkes als Maske omnipräsent ist. Polizisten monieren maskierte Demonstranten wg. Vermummungsverbot. Ganz lieb gehen die drauf ein und drehen die Maske auf den Hinterkopf.
Achtlos gingen die Demonstranten am großen Brecht-Festival-Würfel auf dem Rathausplatz vorbei. Dabei hat der liebe Bert doch schon als Konfirmand in Augsburg (fast) alles vorgedacht.
Nach der Demo wollen man und frau und es sind ja auch viele Kinder dabei, 10 oder 12 jährige Internetfreaks, sich in der City Galerie aufwärmen. Sie machen aus dem Einkaufszentrum, aus der „Mall“ einen öffentlichen Raum. ACTA? Was ist denn das? Sie stehen mit ihren Schildern rum und Fragenden Rede und Antwort.
Nach und nach verlieren sich die 2000 unter den Einkaufenden und werden selbst zu dem, was sie vor der Demo waren und auch im Internet sind: Konsumenten.
11. Februar 2012 von Wolfgang