Zum 100. Todestag
Heute vor 100 Jahren, am 30.1.1912, starb Karl May in Radebeul bei Dresden. Einigen Sonntagsblättern, auch der Katholischen Nachrichtenagentur und idea ist das Datum einen Artikel wert, der fragt „Wie fromm war Karl May. Da wird Karl May um Sonntagsblatt, Ev. Wochenzeitung für Schwaben, als „Missionar des Christentums“ apostrophiert. Es wird darüber räsoniert, dass der Protestant May zuweilen den Anschein erweckte, er sei katholisch, um bei katholischen Blättern seine Fortsetzungsromane besser unterzubringen.
Doch leider wird kaum darüber geschrieben, welchen Glauben May, respektive seine Charaktere, Kara ben Nemsi Effendi, Old Shatterhand, Hadschi Halef Omar ben Hadschi Abbul Abbas ibn Hadschi Dawud al Gossarah usw. denn vertraten und lebten. Es war ein Glaube, bei dem sich die Frage stellt, war May am Ende Mennonit? In einer kleinen Reihe im Gemeindebrief der Mennonitengemeinde Bammental hatte ich1992 zum 150. Geburtsjahr Mays schon mal ähnliche Fragen gestellt. Ich bringe die 3 Beiträge leicht angepasst noch einmal.
Am 23. 2. 1842, abends 10 Uhr, wurde Karl May in Ernstthal, Sachsen, geboren. (May? Das ist aber kein „mennonitischer Name“.) Ausführliches und vertieftes Studium seiner Werke lassen mich die Hypothese wagen: Karl May war doch Kara ben Nemsi und Old Shatterhand. Ja mehr noch, Old Shatterhand war Mennonit. Als Beleg mag einstweilen ein Zitat aus „Winnetou I“ genügen. Ich werde diesen, die May-Forschung völlig revolutionierenden Ansatz weiter belegen.
Aus einem Streitgespräch zwischen Sam Hawkins und dem Greenhorn Old Shatterhand:
„Warum aber tut Ihr mir da nicht meinen Willen? Warum verweigert Ihr mir die Eide und laßt Euch lieber erschlagen?“
„Pshaw! Sam Hawkens erschlägt mich nicht! das weiß ich genau.“
„Das wißt Ihr? So, so, das wißt Ihr also! Und leider ist es auch wahr. Ich würde mich lieber selbst erschlagen, als Euch ein einziges Härlein krümmen.“
„Und Eide schwöre ich nicht. Bei mir pflegt das Wort zu gelten, grad so wie ein Schwur.“
Karl May, Winnetou I. Historisch-kritische Ausgabe, Hg. Hermann Wiedenroth und Hans Wollschläger, Haffmans Taschenbuch, Zürich 1989, S. 140.
Mennonitengemeinde Heidelberg-Bammental, Nach: Gemeindebrief 1/1992
30. März 2012 von Wolfgang