Zum 100. Todestag
ln mehreren Beiträgen hatte ich den Nachweis geführt, daß Karl May alias Old Shatterhand, alias Kara ben Nemsi, Mennonit war. Beleg dafür waren zunächst vor allem die ethischen Grundsätze und das daraus abgeleitete „mennonitische“ Verhalten: Eidesverweigerung, Pazifismus etc. Den letzten Beweis soll nun jedoch die Anagrammatik liefern. Annagrammatik hat wenig mit der schon jedem Grundschüler bekannten normalen Grammatik zu tun. Es handelt sich dabei vielmehr um eine Methode der fortgeschrittenen kreativen Literaturwissenschaft. Weniger wissenschaftlich ausgedrückt: Es läßt sich ziemlich vieles, wenn nicht alles, dadurch beweisen, daß man einfach die Buchstaben eines Wortes durcheinander schüttelt. Das entstandene neue Wort enthüllt bisher verborgene Beziehungen. Zurück zu Karl May. Er nennt seinen eigentlichen Helden „Winnetou“.
Was will der Dichter uns damit ureigentlich sagen? 8 Buchstaben, harmonisch verteilt: 4 Konsonanten (nntw), 4 Vokale (eiou). Außer „a“ sind alle Vokale der deutschen Sprache vorhanden. Einmal kräftig schütteln: WENONIT. Erstaunlich! Winnetou ist ein unechtes Annagram von Mennonit! Das war der Forschung bisher entgangen!
Ein „n“ zuwenig hat nur orthografische, jedoch keinerlei phonetische Bedeutung. Kleine Schönheitsfehler lassen sich beheben: Zum einen ist ein Vokal zu viel da, nämlich „u“. Das fällt nicht ins Gewicht, denn auch „Winnetou“ hat‘ streng genommen nur 3 Vokale „i“, „e“, „u“. Das „o“ wird nicht gesprochen, dient im Schriftbild nur der Exotisierung des Namens. Zum anderen hätten wir lieber ein „m“ statt ein „w“. Nichts leichter als das. May stellte diesen Buchstaben an den Anfang beider Worte, des Ausgangs- und des Endwortes. Damit will er andeuten: Es ist beidesmal gleichsam derselbe Buchstabe, dessen Phänotyp sich unterscheidet. Unterstrichen wird diese innere ldentität durch die äußere Form, wie ja Form und lnhalt bei aller wahren Kunst sich einander annähern. „W“ in „Winnetou“ wird durch einfaches Umdrehen, vom Kopf auf die Füße gestellt, zu „M“. Und schon haben wir „Mennonit“. – Gerade die dichterische Freiheit, ein sogenanntes unechtes Anagramm mit soviel Bedeutung und kunstvoller Verschlüsselung zu befrachten, sollte uns und zukünftigen Germanistengenerationen zu denken geben. Der Forschung ist durch diese Entdeckung ein weites Feld eröffnet, von den sozialhistorischen lmplikationen ganz zu schweigen.
Mennonitengemeinde Heidelberg-Bammental, Nach Gemeindebrief 1/1993
30. März 2012 von Wolfgang