oder Warum der neue griechische Premier in die richtige Richtung geht
Wie überall muss – wieso eigentlich? – der neue griechische Premier vor Dienstantritt vereidigt werden. Große Aufregung! er will als erster Regierungschef „nur einen weltlichen und keinen religiösem Eid“ schwören. Vor der Vereidigung durch den Präsidenten besucht Tsipras Erzbischof Hieronymos. „Er will dem Bischof erklären, warum er nur einen weltlichen Eid spricht“. Eine Sprecherin der von den Regierungsbänken vertriebenen konservativen Nea Dimokratia wirft Tsipras den Bruch mit einer „jahrhundertealten Tradition“ vor. So meldet die Süddeutsche Zeitung am 27. 1. 2015.
Einen Tag später berichtet die SZ, Tsipras habe Unterstützung von Bischof Lanthimos aus Alexandroupolis erhalten. Der habe mitgeteilt, der Eid auf die Bibel solle abgeschafft werden. „Für den, der nicht glaubt, ist es eine Parodie.“ Stattdessen sollte man lieber auf „Ehre und Gewissen“ schwören. SZ, 28.1.15.
Ach, würden die lieben Erzbischöfe, Bischöfe, Politiker doch ein wenig im Neuen Testament lesen. In der Bergpredigt, Matthäus 5, 33-37, setzt sich Jesus bewusst in Gegensatz zur „jahrhundertealten Tradition“, wenn er sagt: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.“ Seinen Leuten empfiehlt er stattdessen: „Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.“
Alexis Tsipras geht in die richtige Richtung, wenn er nicht auf die Bibel schwört, in der doch Jesus den Eid verbietet. Bischof Lanthimos sollte noch einige Schritte weiter gehen und auf seinen Herrn hören, der den Eid insgesamt für seine Leute abschafft und niemand auffordert, auf „Ehre und Gewissen“ zu schwören.
Wollen wir hoffen, dass Tsipras auch sonst in die richtige Richtung geht. Schuldenerlass ist ja eins der wichtigsten biblischen Themen. Die Tora kennt den zyklischen Schuldenerlass im Erlassjahr für alle Schulden und der Freilassung aus Schuldknechtschaft. Und jedes Vater Unser koppelt die Vergebung unserer Schuld vor Gott an den Schuldenerlass, den wir anderen Menschen gewähren. Nur die „jahrhundertealte Tradition“ blendet die finanzielle Dimension dieses Gebets Jesu aus und versteht es rein spirituell.
29. Januar 2015 von Wolfgang