Martin Luther kommentiert die US-Präsidentenwahl
„Trump hat die Wahl gewonnen“, war das erste, was meine Frau mittwochfrüh, 9.12.16, zu mir sagte. Ich lag noch im Bett, sie hatte aber schon Nachrichten angesehen. „Du machst Witze“, antwortete ich. Aber es war Ernst.
Drei Wochen ist das her und mehr als ein Luther-Zitat bringe ich als ersten Kommentar nicht hin. Eine Woche nach der Wahl bin ich drauf gestoßen, als ich für ein Seminar den Text von 1526 las „Ob Kriegsleute auch in seligem Stand sein können“. Klar, sagt Luther vor 490 Jahren, können sie! Wie soll die Welt ohne Kriegsleute funktionieren? Wie sollen die Fürsten regieren ohne Soldaten? Mit der Bergpredigt geht das nicht. Die gilt für die Christen nur privat.
Wer mehr Kommentar braucht, lese das Zitat unten im Zusammenhang – in heutigem oder Original-Luther-Deutsch oder die ganze Schrift „Ob Kriegsleute …“. Sie lässt sich mittels Suchmaschine im Netz finden. Wer wissen will, ob Kriegsleute tatsächlich „in seligem Stand“ sein können, der lese Matthäus 5-7, um zu erfahren, wen Jesus selig preist.
Seltsam, dass im „Lutherjahr“ noch niemand sonst auf diesen Text gestoßen ist. Wird doch sonst jeder F… von Dr. Martinus zitiert.
Ob kriegsleute auch ynn seligem stande seyn kuenden. 1526
… Wo aber ein Herr odder Fuerst solch seines ampt und befelhs nicht war nympt und lest sich duncken, er sey nicht umb seiner unterthanen willen, sondern umb seiner schonen, gelhen har willen Fuerst, als hette yhn Gott daruemb zum Fuersten gemacht, das er sich seiner gewalt, guts und ehren frewen solle, lust und trotz drynnen haben und sich drauff verlassen, der gehort unter die heyden, ja er ist ein narr. Denn der selbige solt wol umb einer tauben nus willen krieg anfahen und nichts ansehen, denn wie er seinen mutwillen buesset. Dem selbigen weret nu Gott damit, das andere auch feuste haben und jensyt des berges auch leute sind, und behelt also ein schwerd das ander ynn der scheiden.
Ob Kriegsleute auch in seligem Stand sein können. 1526
Ein Herr oder Fürst aber, der dieses Amt und diesen Auftrag nicht wahrnimmt, sondern meint, er sei nicht um seiner Untertanen willen, sondern seiner schönen gelben Haare willen Fürst, Gott habe ihn zum Fürsten gemacht, damit er sich seiner Macht, seines Besitzes und seiner Ehre freue, dass er Spaß daran habe und auch die Möglichkeit, trotzig aufzutreten und sich darauf zu verlassen, der gehört unter die Heiden, ja, der ist ein Narr. Denn dieser selbe dürfte auch um einer tauben Nuss willen einen Krieg anfangen und auf nichts anderes sehen als darauf, wie er seinen bösen Willen befriedigt. Solchen tritt Gott entgegen dadurch, dass auch andere Fäuste haben und jenseits des Berges auch Leute wohnen. So hält ein Schwert das andere in der Scheide fest.
2. Dezember 2016 von Wolfgang