Versöhnung zwischen Lutheranern und Mennoniten
Erst jetzt komm ich dazu, was zur lutherisch-mennonitischen Versöhnung während der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes am 22.7.10 in Stuttgart zu bloggen. Redakteur Benji Wiebe hat es angemahnt, damit es beim Friedensfoto auf der Rückseite von Brücke 5/2010 stehen kann. Danke Benji! Ohne dich wäre das nur verschwommen gedacht, doch nie geschrieben worden.
Was schenken wir den Lutheranern zur Versöhnung? Haben die nicht schon alles? Was werden sich die Leute der Mennonitischen Weltkonferenz (MWK) den Kopf zerbrochen haben, bis jemand sagt: Wir schenken was Praktisches, einen Holzeimer und ein Handtuch! Janet Plenert von der Mennonite Church Kanada, überreicht das Geschenk an den Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) Bischof Mark Hanson aus USA.
Bischof Hanson bereitet zuvor in einer bewegenden Rede das Plenum auf die Abstimmung vor. Er stellt sich klar hinter Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte an Gott und uns Mennoniten. Er betont die Verpflichtung erneuerter Beziehungen. So eindringlich wirbt er um Zustimmung, dass ich mich frage, welcher Delegierte wird noch Nein sagen können? Schließlich die Abstimmung. Mir stockt das Herz als Hanson sagt: „Wer der Vorlage zustimmt, möge das bitte kieend tun!“ Etwas leichter wird mir, als er hinzufügt „oder aufstehen.“ Ich beruhige mich. Sie knieen nicht vor uns, sondern vor Gott. Vor Menschen soll niemand kieen. Das Ergebnis ist von der Empore leicht zu überschauen: einstimmig angenommen. Die meisten stehen, doch hier und da knieen einzelne Delegierte oder kleine Gruppen. So geschehen am 22.7.2010 bei der Vollversammlung des LWB in der Stuttgarter Liederhalle.
Ich bin froh, dass Danisa Ndlovu aus Simbabwe, Präsident der MWK, demütig antwortet. Wir vergeben euch. Auch wir stehen nur hier, weil wir aus der Vergebung Gottes leben. So können wir miteinander Versöhnung feiern.
Einen Holzeimer und ein Handtuch haben wir verschenkt. Symbol einer Zukunft „in der die Kennzeichen unserer Beziehungen grenzenlose Liebe und unermüdlicher Dienst sein werden“. Ein gutes Geschenk, doch ich vermisse den Einsatz zur Fußwaschung dann im Versöhnungsgottesdienst.
Lassen wir uns beschenken und nehmen aus Stuttgart die Anregung zur Fußwaschung mit! Beginnen wir in Hauskreisen und Gruppen, wagen wir es auch im Gottesdienst! Jesus will uns etwas Praktisches schenken, wenn er den Jüngern die Füße wäscht und uns beauftragt, das untereinander zu tun. Nehmen wir ernst, was er uns mitgibt! Brotbrechen und Taufe, Fußwaschung als wiederkehrende Tauferinnerung.
Studieren wir, Lutheraner und Mennoniten, die 120 Seiten des Dialogdokuments! Jede lutherische Nachbargemeinde einer Mennonitengemeinde soll es erhalten, dieses beste Dialogdokument aller Zeiten. Die Geschichte der kritischen Zeit im 16. Jahrhundert gemeinsam geschrieben! Die Verwerfungen des Augsburger Bekenntnisses im Geist der Versöhnung analysiert! In geschwisterlicher Bußbereitschaft nach Überwindung der Verwerfungen gesucht! Möglich das alles durch die Versöhnung in Christus!
Wir sind auf der Weltebene angekommen. Für den nächsten Dialog müssen wir uns wohl an die TLF wenden (Transgalaktische Lutherische Föderation).
13. August 2010 von Wolfgang