Am 2.5.11 brachte die Evangelische Allianz auf ihrer Netzseite einen Artikel unter dem Titel „Osama bin Laden tot: Ist die Welt sicherer?“ Der Untertitel lautete „Experte für Religionsfreiheit: Gute Nachricht für Christen und gemäßigte Muslime“
Am besten den Artikel nachlesen unter http://www.ead.de/nachrichten/nachrichten/einzelansicht/article/weltweit-osama-bin-laden-tot-ist-die-welt-sicherer.html
Folgendes schrieb ich in einem Email an die Evangelische Allianz:
Wie kommt der als Menschenrechtsexperte bezeichnete Thomas Schirrmacher darauf, der Tod bin Ladens sei „gute Nachricht“ für wen auch immer. Gute Nachricht, das ist doch für uns Christen und wohl auch für christliche Minderheiten in islamischen Ländern die Nachricht von Jesus Christus, seinem Leben, seinem Gehorsam bis in den Tod, seiner Auferstehung und Erhöhung zur Rechten Gottes. Das nennen wir doch seit der frühen Kirche Evangelium = Gute Nachricht.
Wer lässt sich denn den Terror „gefallen“? Als hätte vor dieser Kommandoaktion, noch nie jemand was gegen den Terror getan.
Wenn nicht bin Laden, sondern „Gott und niemand sonst … der Herr über Tod und Leben“ ist, warum mussten die Amerikaner dann im Falle bin Ladens nachhelfen? Warum haben sie ihn nicht festgenommen?
Woher nimmt Stephan Holthaus von der Freien Theologischen Hochschule Gießen die Gewissheit, „die gezielte Tötung eines Verbrechers … als letzte Möglichkeit sei … ethisch legitim …, wenn alles andere ausgeschlossen oder nicht praktikabel sei … wenn dadurch größere Gefahr für Leib und Leben anderer abgewendet werden kann und die Entscheidung darüber nicht aus niederen Motiven geschieht.“ Wieso ist denn nach Holthaus „im Fall Osama bin Laden … dieser Umstand gegeben“? Inzwischen wissen wir, dass bin Laden unbewaffnet war.
Mit dem Evangelium hat solche Ethik nichts zu tun. Jesus hat anders von solchen „ethischen Grenzfällen“ gesprochen. Er hat uns befohlen, die Grenzen von Hass, Rache und Gewalt überschreiten: „Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet …“. Mt 5, 44f.
Die konstantinische Allerweltsethik, die Schirrmacher und Holthaus propagieren, veranlasst Jesus zu der Rückfrage „Tun das nicht auch die Heiden?“ Mt 5, 47.
Es ist keinesfalls „der Gerechtigkeit Genüge getan worden“, wie Obama zitiert wird, nicht einmal nach menschlich juristischen Maßstäben. Verbrecher werden normalerweise nicht einfach so getötet, sondern gefangengenommen und vor Gericht gestellt. Schon gar nicht wurde der von Jesus vorgelebten Gerechtigkeit Genüge getan. Er mutet uns diese größere Gerechtigkeit des Reiches Gottes als Handlungsmaxime zu. Wenn wir nach dieser trachten, wird uns alles andere zufallen. Mt 6, 33.
Gut, dass wenigstens der Vatikan verlauten lässt: „Ein Christ sollte niemals den Tod eines Menschen begrüßen.“
Ich schäme mich für solche „Evangelikale“. Welche Chance für ein öffentliches Zeugnis für das Evangelium haben sie verstreichen lassen!
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Wer einen vernünftigen nicht mal christlichen Kommentar lesen will
4. Mai 2011 von Wolfgang