Großes Trara heute wegen Eröffnung der 5. Jahreszeit oder närrischen Saison und auch beliebtes Hochzeitsdatum. Denn so ein Datum können sich auch Ehemänner merken. Vor allem aber ist heute Martinstag. Zu Ehren des heiligen Martin von Tours lese ich ich ausnahmsweise den Aufmacher des kostenlos in Bammental und Region verteilten WOCHEN-KURIER.
Mit 224.346 Gesamtauflage wird Martin wieder auf die Mantel und Gänse reduziert. Dabei war schon die Mntelteilung ein Affront gegen das Imperium Romanum. Schließlich zerschnitt Martin des Kaisers Rock! Immerhin wird erwähnt, dass er „auf Geheiß seines Vaters“ in die Armee eintrat. Es war allerdings keine „gallische“, sondern die römische Armee. Der Vater gab ihm auch den Namen Martinus – kleiner Kriegsgott. Und nun heißt es, er sei der Schutzheilige der Soldaten!
Diesem Namen machte Martin keine Ehre. Nicht nur wurde er Christ, zerschnitt den Uniformmantel, ließ sich taufen, was den Kaiser alles sehr ärgerte. Er verweigerte auch den Kriegsdienst, nicht weit vom Erscheinungsort des WOCHEN-KURIER. Unten erzähle ich die ganze Geschichte, wie sie vor einigen Jahren in Bammental auch als Flugblatt zum Martinszug verteilt wurde. Falls Kriegsdienstverweigerer Schutzheilige brauchen, wäre Martin ein guter Kandidat. Ich selbst habe den Kriegsdienst 1973 verweigert und wurde im 2. Anlauf auch anerkannt. Den Schutz von Waffen und Armeen lehne ich mit vielen anderen KDVern ab. Was mich betrifft unterstelle ich mich lieber gleich dem Schutz Gottes, der uns in Jesus Christus zur Liebe ruft und begabt auch und gerade gegenüber unseren Feinden. Sage niemand, das sei nach Aussetzung der Wehrpflicht hierzulande nicht mehr aktuell. Ein Großteil unserer Steuern wird immer noch für kriegerische Zwecke eingezogen. Gerade wird mal wieder kräftig am Feindbild Iran gemalt. Deutsche Soldaten stehen in Afghanistan, die Bundesmarine …
Hier der Flugblatttext:
St.Martin – ein Soldat?
Martin wird meist als Soldat dargestellt. Im Kindergarten und bei den Martinszügen wird nachgespielt, wie er im Jahr 334 bei Amiens als römischer Offizier seinen Mantel mit dem Schwert zerteilt und die Hälfte einem Bettler schenkt. Selten kommt dabei zur Sprache, dass Martin gegen seinen Willen vom Vater zum Soldatsein gezwungen wurde. Schon durch die Namensgebung hatte ihn der Vater zu dieser Laufbahn bestimmt: der Name Martinus (kleiner Mars) verweist auf den römischen Kriegsgott Mars. Schon die Mantelteilung hat jedoch etwas Anti-Militaristisches:
Des Kaisers Rock wird zerstört und die Hälfte davon weggeschenkt. Im Traum begegnet ihm nun Christus selbst und gibt sich als jener Bettler zu erkennen.
Kurze Zeit darauf lässt Martin sich taufen und wird damit offiziell in die Gemeinde Jesu aufgenommen.
Zwei Jahre später sammelt Kaiser Julian bei Worms ein Heer gegen die „Barbaren“. „Barbaren“, so nannten die Römer die germanischen Vorfahren der Deutschen.
Zur Steigerung der Kampfkraft lässt der Kaiser Geschenke an die Offiziere verteilen. Nun ist für Martin die Zeit für eine weitere Entscheidung gekommen. Er will nicht mehr zwei Herren dienen. Dem Kaiser erklärt er:
Bis heute habe ich dir gedient.
Gestatte, dass ich jetzt Gott diene.
Dein Geschenk mag in Empfang nehmen,
wer in die Schlacht ziehen will.
Ich bin ein Soldat Christi,
es ist mir nicht erlaubt zu kämpfen!
Dem Vorwurf der Feigheit begegnet Martin mit dem Angebot, unbewaffnet den Feinden entgegegenzutreten. Der Kaiser lehnt das als „unrealistisch“ ab. Zum militärischen Kampf gegen die Feinde der Zivilisation sieht er keine Alternative. Martin wird ins Gefängnis gesteckt. Zum Erstaunen aller sind die feindlichen Germanen am Tag darauf zu einem Verhandlungsfrieden bereit.
An der Stelle, wo Martin als Kriegsdienstverweigerer inhaftiert war, steht heute in Worms die Martinskirche. Er hat in seinem weiteren Leben, auch später als Bischof, deutlich gemacht, dass es mit Gottes Hilfe einen anderen Weg gibt, als den der Gewalt. Es gibt eine Alternative.
St.Martin – ein Soldat Christi! – ein Kriegsdienstverweigerer!
11. November 2011 von Wolfgang