… wollte „Der literarische Salon“ am 12.12.12 feiern. Etwa 70 (!) Literaturleute hatte das LiteraturTeam motivieren können durch die klirrende Kälte und schneeverwehte Straßen ins Augsburger Theater zu kommen. Eigentlich eine gute Ausgangslage, an diesem zahlenmystischen Datum doch einige Literatore zu schießen … wäre da nicht die Angst des Moderators, ja vor wem oder was? Vor den verbliebenen beiden Podiumsmännern? Der vierte Mann hatte krankheitshalber abgesagt und damit das bessere Teil erwählt. Drei Männer waren schon mehr als genug. Vor allem, wenn sie nicht ins Gespräch miteinander und dem Publikum kommen. Sieben Handke-Titel sollten besprochen werden. Bald jedoch befiel mich das durchaus wunschreiche Unglück, es möchte doch weniger besprochen und mehr miteinander und mit Handke gesprochen werden. Zwar wurde das Publikum aufgefordert, sich auch zu Wort zu melden, doch als dies zwei(!) mal geschah, wurde den Wortmeldern kein Mikrofon gereicht. Dann doch lieber beschimpft werden. Hätte ich versuchen sollen, mich an den ja auch im Theater vorhandenen Stillen Ort zurückzuziehen? Jahrelang in der Niemandsbucht beklagte ich, dass sie nicht ausgelesen wurde. Handkes Prosa werde von vielen doch als langweilig empfunden. Auch er habe manches nicht fertig gelesen. Die Niemandsbucht aber gar nicht angepackt. Langweilig ja, aber doch so spannend, meine ich …
Gut, dass der 12.12.12 nicht erst am Abend die Kurve zum versuchsweise geglückten Tag nahm. Ach wäre doch immer noch Sturm … Aus dem Publikum wurde behauptet, Handke – obwohl von der Generation 68er – hätte es stets abgelehnt, sich politisch zu äußern. Mein Gesprächsangebot nach Podiumsschluss: Was ist mit Handkes Berichten von den Reisen auf die serbische Seite der Jugoslawienkriege? Kein Gespräch, apodiktisches Urteil: DA HATTE Handke UNRECHT, wie kann er Bill Clinton einen pimpf nennen? – Ein Blick auf die Landkarte wird verweigert. – Immerhin, so wärs doch gegangen, wenigstens hätten wir 2 Stunden streiten können. Was heißt überhaupt politisch Stellung nehmen? Einer der Podiumsmenschen schaffte es noch das eigene Buch als Weihnachtslektüre zu empfehlen und das hohe Lied der Lutherdekade zu singen, wo es 2014 um Politik gehe ….
Alles monolog und unterkühlt, der Saal zu groß, die Raumtemperatur zu niedrig, der maximal mögliche Abstand zum Podium mehr als 11 Meter weit … Ein intimeres Setting täte sicher gut. So verliefen sich die Salonlöwen und -lämmer sich denn auch sehr bald in die dunkle und kalte Augsburger Nacht.
14. Dezember 2012 von Wolfgang