Oder: Ich war im Fernsehen!
Wer von euch am Samstag, 8.8.09, zwischen 10 und 11 Bayrisches Fernsehen gesehen hat, konnte mich singen hören, wenn auch vielleicht nicht meine Stimme heraushören aus dem Gesang der Gemeinde. Wie jedes Jahr übertrug der Bayrische Rundfunk den ökumenischen Gottesdienst zum Augsburger Hohen Friedensfest und erstmals hatte ich nur ein paar Schritte über die Straße, um dabei zu sein.
Evangelisch St. Ulrich war voll besetzt, als Pfarrer Frank Kreiselmeier zusammen mit seinem Kollegen von katholisch St. Ulrich Monsignore Franz Wolf durch den Gottesdienst führten. Wunderbar sang der Chor Stücke aus dem Paulus-Oratorium von Mendelsohn-Bartholdi, Regionalbischof Michael Grabow predigte ordentlich, wenn auch etwas um die Bergpredigt herum. Ausführlich ging er auf die Symbole der Religionen ein, die am Vortag im „Garten der Religionen“ vor dem interreligiösen Friedensgebet, aus buntem Papier gefaltet worden. In einem Mobile sollten sie das Miteinander und den Frieden zwischen den Religionen veranschaulichen. Sicher ist es gut, den Friedensbeitrag der Religionen zu bedenken. Doch was ist unser spezifischer Friedensauftrag als Christen? Aus der Predigt wurde mir das nicht klar. Das Mobile selbst hatte auch so gar nichts Leichtes, Schwebendes. Schwer und dicht gedrängt hingen Tauben (Judentum), Fische (Christentum), Rose (Islam), Kranich (Buddhismus) nebeneinander.
Kirche scheint in diesem Augsburger Kontext immer noch und immer wieder nur evangelisch-lutherisch und römisch-katholisch zu sein. Die vielen Freikirchen der Stadt kommen nicht vor. Trotz vieler gute Worte für heute Diskriminierte und Flüchtlinge, wird beim Rückblick in die Geschichte die Vertreibung der Täufer nicht erwähnt. Hat es damit zu tun, dass dies ein HOHES Friedensfest ist? Das wird dann eben hochkirchlich gefeiert? Oder ist den Freikirchen der immer stärkere multi-religiöse Aspekt suspekt?
Schade, eine wichtige Plattform wird kaum genutzt, den Dialog mit Menschen jeder Herkunft zu suchen und deutlich zu machen, was es heißt, dass Christus unser Friede ist, dass er die ideologischen, religiösen, materiellen Mauern zerbricht, die zwischen Menschen stehen, dass er alle in die Nähe Gottes holt und zu einer neuen Menschheit machen will (Eph 2, 14ff).
10. August 2009 von Wolfgang