Zur Friedensfestpredigt von Christian Führer am 8.8.2010 in St. Anna, Augsburg
Wann kann man so was schon in der Zeitung lesen? „Der Irrgarten ist nach oben offen! Wir brauchen den Aufblick zu Jesus.“ Dank an Alois Knoller, dass er im Bericht über die Friedensfestpredigt des Leipziger Pfarrers Christian Führer, den gewaltfreien Revolutionär von 1989 so ausführlich zu Wort kommen lässt. Überschrieben war der Artikel so: „Aufruf zum Unmöglichen – Leipziger Pfarrer für mutige Veränderungen“. Er stand in der Augsburger Allgemeine Zeitung, Mo 9.8.10, S. 13
Christian Führer erinnerte an das „Wunder biblischen Ausmaßes“ von Leipzig 1989. Die Demonstrationen und der Ruf „Keine Gewalt!“ dienten ihm als Beispiel für mögliche weitere Wunder, wenn wir uns auf den Weg Jesu machen. Etliche Mennoniten unter den Zuhörern hätten noch lauter geklatscht, wenn nicht nur immer von „beiden Kirchen“ die Rede gewesen wäre.
Führers „Ruf nach neuer Wirtschaftsform“ schaffte es sogar auf die Titelseite. Die Überwindung der ungerechten Weltwirtschaftsordnung mag viel schwieriger zu bewerkstelligen sein, als der Sturz einer schon bröckelnden Diktatur. Doch, wer weiß, wohin die „JESUS-Mentalität des Teilens“ als erster Schritt zu einer „solidarischen Ökonomie“ führen wird. Es lohnt, die ganze Predigt auf der Webseite von St. Anna nachzulesen.
Nur gegen Ende musste ich schlucken. Pfarrer Führer erträumt sich als Wunder „die Anerkennung der Augsburger Confession von 1530 durch die Katholische Kirche!“ Hatte ich recht gehört, die Confessio Augustana (CA) als ökumenisches Bekenntnis? Erst kürzlich hatte doch in Stuttgart der Lutherische Weltbund die Mennoniten um Vergebung gebeten, wegen der Verfolgung der Täufer im 16. Jahrhundert, die durch die Verdammung der „Wiedertäufer“ in der CA weiter angefacht wurde. (In Augsburg hatte es 1527 und 1528 zwei Todesurteile gegeben. Ansonsten regelte man es hier durch Stadtverweis.)
Dementiert Führer durch den Wunsch nach Anerkennung der CA nicht den Inhalt seiner Nachfolgepredigt? Schließlich verdammt die CA gerade diejenigen, die schon im 16. Jahrhundert in der Nachfolge Jesu „Keine Gewalt!“ riefen. Oder sollte Alois Knoller recht haben, wenn er den Satz so versteht, als sei die Anerkennung der „evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses“ als Kirche gemeint? Da wären die Augsburger Mennoniten gleich mit dabei.
So ähnlich habe ich meine Gedanken auch in einem Leserbrief an die Augsburger Allgemeine formuliert.
Die Predigt ist hier nachzulesen:
http://www.augsburg-evangelisch.de/Download/aktuell/2010_08_08_predigt_pfr_christian_fuehrer.pdf
Das Presseecho des Friedensfests inclusive Alois Knollers Bericht über die Predigt Christian Führers in St.Anna:
http://www.augsburg-evangelisch.de/Download/aktuell/augsburger_allgemeine_2010_08_09.pdf
20. August 2010 von Wolfgang