Seit gestern bin ich mal wieder in Augsburg, einerseits auf Spuren der Täufer des 16. Jahrhunderts, andererseits wollte ich eine Gedenkveranstaltung besuchen zur Bombardierung Augsburgs vor 65 Jahren. Damals wurden weite Teile der Altstadt in Schutt und Asche gelegt. Etwa 150 meist ältere Augsburger waren nun gestern abend ins Rathaus gekommen, um die Reden von OB, des Landesrabbiners und je eines Vertreters der ev. und kath Kirche zu hören. Grundton: was 1944 geschah war logische Folge dessen, was 1933 und 1938 begann. Das Gedenken endete mit Gebet und Vaterunser. Morgen nun haben sich ganz andere Leute angesagt: Neonazis wollen den Bombenbrand vor 65 Jahren nutzen, ihr braunes Süppchen darauf zu kochen. Dagegen soll es einen „Aktionstag gegen Rechts“ geben auf verschiedenen Plätzen. Der Stadtraum soll blockiert werden, damit die Nazis keinen Raum haben. Es ist der Stadt leider nicht gelungen, den Marsch juristisch verbieten zu lassen. Ich werde sehen, wo ich mich orientiere und meinen Protest laut werden lasse.
Heute nachmittag bin ich rausgeradelt 13 km nach Otmaring , um mich mit zwei Fokolareschwestern dort zu treffen und einem von einer ev. Bruderschaft. Die Fokolare sind eine katholische Basisbewegung, die nach dem Krieg in Italien enstand. Wir hatten ein gutes ökumenisches Gespräch. Auf dem Rückweg radelete ich durch das beeindruckende auch heute noch gut befestigte Städtchen Friedberg. Als bayrische Bastion ragt es auf gegenüber der freien Reichstadt unten am Lech. Friedberg ist auch die Heimatstadt von Balthasar Hubmaier – Täufer der ersten Stunde in Waldshut/Oberrhein und Nikolsburg/Mähren.
Dieses Frühjahr noch hoffe ich eine Bleibe in Augsburg zu finden, damit das Projekt „Wieder Täufer in Augsburg“ richtig Schwung gewinnen kann. Mehr darüber demnächst. Kurz gesagt, geht es darum, die reiche Täufergeschichte der Jahre 1526-1529 in der heutigen Stadt zu vergegenwärtigen. Ich werde dann immer wieder zeitweise in Augsburg sein, schon allein um die Quellenschätze des Stadtarchivs auszuwerten, aber auch um die nötigen Kontakte zu knüpfen. Auch am Gemeindeleben der Augsburger Mennoniten will ich teilnehmen und mich in den ökumenischen Dialog einmischen. Meine Heimatbasis in der Kurpfalz werde ich aber nicht ganz verlassen.
27. Februar 2009 von Wolfgang